Weltkarte bei der die Südhalbkugel oben ist.
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Neues Konstanzer Graduiertenkolleg

Ein neues Graduiertenkolleg an der Universität Konstanz setzt sich kritisch damit auseinander, wie Europa gesehen und erzählt wird – aus unterschiedlichen geopolitischen und historischen Perspektiven. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) bewilligte fünf Millionen Euro für vorerst fünf Jahre ab Herbst 2024.

Gerade vor Europawahlen, aber auch angesichts des Ukrainekrieges erfährt die Europa-Debatte wieder Aufwind: Was macht Europa aus? Welches (selbst)kritische Bild pflegt Europa von sich, wie wird es von außen gesehen? Und welche globale Rolle kann und will Europa spielen in einer Welt, die sich nicht mehr „um Europa dreht“? Mit Fragen wie diesen wird sich das von der DFG neu bewilligte Graduiertenkolleg „Europa nach dem Eurozentrismus. Narrative einer Weltprovinz im Umbruch“ an der Universität Konstanz beschäftigen: aus historischen Perspektiven – vom Mittelalter bis zur Gegenwart – und aus geopolitischen – vom Mittelmeer über die Balkanregion bis zum transatlantischen und eurasischen Raum. 

„Die Freude und Erleichterung, dass unser Graduiertenkolleg nun starten kann, sind riesig, zumal diese Antragstellung einen Vorlauf von inzwischen über zehn Jahren hat“, sagt Albrecht Koschorke, Professor für Neuere Deutsche Literatur und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz und Sprecher des neuen Graduiertenkollegs. Er fügt hinzu: „Leider ist die Europa-Thematik in der Zwischenzeit eher noch brisanter geworden. Wir werden uns gemeinsam mit den Graduierten und unseren internationalen Kooperationspartnern vielen weitreichenden Herausforderungen zu stellen haben.“ 

Die beteiligten WissenschaftlerInnen werden die Dynamiken und Prozesse der europäischen Selbstwahrnehmung analysieren. Dies werden sie anhand von Narrativen, also kollektives Handeln anleitenden Erzählungen, erforschen. Die ursprünglich literaturwissenschaftliche Ausrichtung wird durch historische, sozial- und rechtswissenschaftliche Forschungen zu den inneren und äußeren Grenzziehungen des Gebildes „Europa“ und zu den Verfahren seiner Einheitsstiftung ergänzt. Sowohl bezüglich der Europa-Thematik als auch seiner interdisziplinären Ausrichtung kann das neue Kolleg auf bewährte Strukturen und langjährige Aus­landskontakte des Master-Studiengangs „Globale Europastudien“ an der Universität Konstanz zurückgreifen.

„Besonders an unserem Ansatz ist, dass wir eine Sicht auf Europa von außen bzw. von der Peripherie mit einbeziehen“, erklärt Koschorke. Es sei geplant, durch Kooperation mit Partnerinstitutionen in Latein- und Nordamerika, Südafrika und Indien einen Resonanzraum für Ansätze zu schaffen, der es erlaubt, Europa im 21. Jahrhundert kulturhistorisch wie theoretisch neu zu beschreiben.

DFG-Förderung von Graduiertenkollegs
Das neue Konstanzer Graduiertenkolleg ist eines von 17 neu bewilligten Graduiertenkollegs, die die DFG zur weiteren Stärkung der frühen wissenschaftlichen Karrierestufen einrichtet. Graduiertenkollegs bieten DoktorandInnen die Möglichkeit, in einem strukturierten Forschungs- und Qualifizierungsprogramm auf hohem fachlichen Niveau zu promovieren. Die neuen Graduiertenkollegs werden ab Herbst 2024 zunächst fünf Jahre mit insgesamt rund 123 Millionen Euro gefördert.

Faktenübersicht:

  • Die DFG bewilligt das Graduiertenkolleg „Europa nach dem Eurozentrismus. Narrative einer Weltprovinz im Umbruch“ an der Universität Konstanz.
  • Es wird ab Herbst 2024 zunächst fünf Jahre lang mit insgesamt 5 Millionen Euro gefördert.
  • Sprecher: Albrecht Koschorke, Professor für Neuere Deutsche Literatur und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz
  • Insgesamt wurden 17 Graduiertenkollegs von der DFG neu bewilligt.